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Methoden sind wie Spiele

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Wie geht ein Team mit Methoden um? Muss ein Team eine Methode vollständig umsetzen? Darf es eine Methode verändern, etwas weglassen oder hinzufügen? Mit einem Vergleich kann ein Team diese Frage selbst schnell beantworten.

Als Organisationsberater führen wir Methoden ein. Ich bin der Überzeugung, dass sich viele Konflikte in Teams entschärfen, wenn es bestimmte Methoden anwendet. Rollen und Regeln sind besser geklärt.

Häufig werden wir gefragt, ob man diesen oder jenen Punkt weglassen kann. Oder ob man erst mal mit einem Teil startet oder ob man etwas verändern kann?

Bei Scrum beispielsweise haben die Teams viele Freiheiten. Den Scrum-Vätern ist es wichtig, dass die Teams sich bewusst für ihre Arbeitsweise entscheiden und sie dürfen auch von den Scrum-Regeln abweichen. Nur sollten sie es dann nicht mehr Scrum nennen. Das finde ich in Ordnung.

Beim Nachdenken über Methoden im Allgemeinen bin ich auf den folgenden Vergleich gestoßen: Methoden sind wie Spiele (z. B. Schach oder Dame; /1/).

Bei Brettspielen haben sich die Regeln über die Zeit entwickelt und sind in sich schlüssig. Jede Veränderung beeinflusst den Spielreiz. Würfeln bei Schach wäre zwar zunächst interessant aber wahrscheinlich schnell langweilig. Wenn wir bei Dame nur mit 4 statt mit 12 Steinen spielen, wäre das Spiel bestimmt schnell zu Ende.

Wenn man die Regeln mit Bedacht ändert, ändert sich der Reiz nicht. Beispielsweise spielt man mit Schachanfängern zunächst Bauernschach. Statt mit 16 Figuren spielt jeder nur mit 8 Bauern und König. Wer zuerst mit einem Bauern die Grundlinie des anderen Spielers erreicht, ist der Gewinner. Wenn ein Anfänger das verstanden hat, fügt man eine weitere Figur hinzu. Irgendwann sind dann alle Figuren dabei.

Auch wenn ein Anfänger schon gut mit allen Figuren Schach spielen kann, braucht er sich nicht sofort mit der Rochade oder en passant zu befassen, um ein schönes Spielerlebnis zu haben.

Beim Go-Spiel ist es ähnlich. Statt mit einem 19x19er Brett lernt ein Anfänger erst mal auf einer Fläche von 9x9 Kreuzungspunkten.

Trotz aller Spielvereinfachungen bleibt es das Ziel, irgendwann das Spiel nach allen Regeln zu spielen.

So ist es auch mit Methoden. Eine stückweise Einführung ist gut, wenn man sinnvolle Zwischenschritte wählt. Das temporäre Weglassen dient dazu, schneller zu lernen. Aber das Ziel ist immer, die Methode komplett zu "spielen".

Woher weiß ich denn, welche Zwischenschritte sinnvoll sind?

Nun, diese Frage ist nicht ganz so einfach. Aber Sie können selbst die Lösung finden.

Sie können einen erfahrenen Trainer fragen, was er in anderen Teams erlebt und gesehen hat. Erfahrene Berater schreiben gerne Bücher über die Einführung von Methoden. (Das hebt den Expertenstatus.) Lassen Sie sich von der Dicke des Buches oder der Themenfülle nicht verwirren. Achten Sie eher auch die Probleme und wichtigen Begriffe. Versuchen Sie herauszufinden, was dem Autor wichtig ist. Das lässt sich meist in kurzen Sätzen zusammenfassen.

Das Definieren von Zwischenschritten ist auch das Ziel von sogenannten Reifegradmodellen wie z. B. CMMI. Nicht, dass Sie jetzt solche Reifegrade 1:1 übernehmen (/2/). Aber Sie können sich ansehen, welche Schritte oder Prozesse auf welcher Stufe wichtig sind.

Am Anfang geht es meist darum, überhaupt Prozesse grob zu definieren und das Einhalten der einfachen Prozesse sicherzustellen. Wenn sich alle daran gewöhnt haben, werden die Rollen und Prozesse verfeinert. Je besser man wird, desto mehr will wann wissen, wie gut man tatsächlich ist. Auf den höheren Stufen fängt man dann an, Daten über Prozesse zu sammeln und auszuwerten.

Sie können eine Methode auch in Handlungs- oder Problembereiche zerlegen und diese stückweise einführen. Das passiert oft mit ITIL. Da nimmt man nicht gleich alle Disziplinen sondern fängt mit Incident- oder Change-Management an (/3/).

Allgemein gesprochen geht es beim Einführen von Methoden auch um das Ändern von Gewohnheiten. Versuchen Sie herauszufinden, welche Gewohnheiten der neuen Methode im Wege stehen. Vielleicht können Sie dort ansetzen.

Jede Methode hat so etwas wie einen Kern oder eine Essenz. Suchen Sie danach.

Teams dürfen Methoden ändern und anpassen. Es ist ihre Arbeitsweise. Wenn sie Methoden stark ändern, müssen sie ihr einen anderen Namen geben. Zudem sollten sie sich bewusst sein, dass die Änderungen die Qualität ihrer Arbeit beeinflussen. Versuchen Sie für die Änderungswünsche einen Vergleich zu finden: Was lassen wir gerade weg? Ist es nur eine Spielfigur weniger? Ändern wie die Spielfeldgröße? Führen wir ganz andere Spielregeln ein? Diskutieren Sie dies im Team. So entwickeln Sie ein gutes Gefühl für die Methode.

Anmerkungen


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