Es sind harte Zeiten für uns: Wettbewerbsdruck, Dauerkrisen, Unsicherheiten allerorten. Wie damit umgehen? Alle Blicke sind auf die Führungskräfte gerichtet. Und was macht die? Mein Vorschlag: Sie macht Sinn!
Das Magazin 'Managerseminare' fragte neulich Personalfachleute „wie viel Psychologisierung Unternehmen vertragen“. Die Experten waren sich einig: Um Menschen gut zu führen, ist psychologisches Wissen mindestens hilfreich, wenn nicht gar notwendig. Wie banal, dachte ich. Der Zweck von Führung ist doch, Menschen und Prozesse so zu organisieren, dass sie dauerhaft erfolgreich Werte schaffen. Wie soll das anders gehen, als auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen - inklusive deren Psyche? Außerdem: In vielen Bereichen sehen wir seit langem, dass Psychologie aus gutem Grund angewendet wird: Werbung, Verkauf, Sport. Warum sollten wir ausgerechnet dort darauf verzichten, wo es besonders naheliegend ist: Bei der Führung von Menschen?
Andererseits sieht der Alltag eben doch häufig anders aus: Wer kennt keine/n Fachmann bzw. -frau, der oder die vielleicht sogar gänzlich unvorbereitet in Führungspositionen gekommen ist, um sich dann mehr oder weniger erfolgreich an der zwischenmenschlichen Diplomatie abzuarbeiten? Wer hatte noch nicht mit einem Vorgesetzten oder Kollegen zu tun, der stets mit der Brechstange das zu erreichen versuchte, was er haben wollte? Welcher Projektmanager kennt nicht die Kindergarten-Streitereien, die irgendwann in jedem Projekt auftauchen? Und Hand aufs Herz: Arbeiten wir selbst nicht gelegentlich mit Sandkasten-Methoden? Was wissen wir darüber, wie wir "ticken", geschweige denn unsere Mitmenschen, Kollegen, Mitarbeiter und Vorgesetzten. Angewandtes psychologisches Wissen? Naja.
Von einer "Psychologisierung der Unternehmen" sind wir also noch weit entfernt, was ja auch die vielen arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen vermuten lassen. Es ist aber gar nicht notwendig, in die häßlichen Niederungen sich ausbreitender Volkskrankheiten hinabzusteigen, um Belege hierfür zu finden. Auch vermeintlich unscheinbare Entwicklungen reichen aus, wie z.B. die Tatsache, dass immer weniger Menschen bereit sind, Führungsverantwortung zu übernehmen und entsprechende Karrierewege einzuschlagen. Zur großen Verwunderung vieler alarmierter Unternehmen funktioniert das Motivationsmittel Status, Macht und Geld nicht mehr wie früher. Was ist nur los?
Kein Zweifel, Personalmanager und Führungskräfte haben heutzutage schwierige Aufgaben: Fachpersonal finden, das zum Unternehmen passt, oder eben Mitarbeiter dazu bewegen, (Führungs-) Verantwortung zu übernehmen, innovativ zu sein, Leistung zu bringen und: gesund zu bleiben. Immerhin finden Unternehmen sehr langsam zwar, aber immerhin strukturelle Antworten auf manch eine offene Frage: Flexible Arbeitszeitregelungen, Kinderbetreuung, Fachlaufbahnen etc. Doch so begrüßenswert und notwendig diese Angebote sind, sie zielen lediglich auf die Rahmenbedingungen, berühren aber nicht den Kern der Unternehmung: Den (Führungs-) Alltag und das alltägliche Miteinander.
Dieses alltägliche Miteinander wird allein von unseren grundsätzlichen Haltungen geprägt. Vor lauter Wettbewerb, Handlungs- und Leistungsdruck, Hierarchie-, Struktur- und Prozessdenke gerät hier oft das Wesentliche aus dem Blick: Unternehmen sind für Menschen da. Menschen produzieren für Menschen. Und sie tun dies mit Menschen. In erster Linie ist unternehmerisches Handeln deshalb vornehmlich: menschliches Handeln. Menschen, ihre Aktionen und Interaktionen ist der Betrachtungsgegenstand der Psychologie: Was bewegt Menschen dazu, das zu fühlen, zu denken und zu tun, was sie eben fühlen, denken und tun? Was sind ihre Motive?
Eine der wichtigsten Antworten lautet: Menschen sind Sinnsucher. Erst, wenn wir einen für uns gewichtigen emotionalen oder vernünftigen Grund haben, sind wir bereit, aktiv zu werden und Leistung zu bringen. Je sinnvoller uns etwas erscheint, desto mehr hängen wir uns rein - und umgekehrt. Wie viel Psychologisierung vertragen also Unternehmen? Vor allem in Zeiten des stetig steigenden Wettbewerbs wirkt die Frage skurril. Ist nicht vielmehr die Frage angebracht, ob wir wirklich glauben weiterhin mit so wenig Psychologie auskommen zu können?
So wie sich Sportler heutzutage ganz selbstverständlich psychologischer Hilfen bedienen, sollte jeder Mensch möglichst früh mit praktischen Grundkenntnisse auf diesem Gebiet ausgestattet sein. Mindestens aber natürlich Führungskräfte. Ihre explizite Aufgabe ist schließlich, den Unternehmenserfolg - nachhaltig - sicherzustellen, indem sie die Rahmenbedingungen entsprechend gestalten. Damit sind sie auch auch für die dauerhafte Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter, ihr Wohlergehen und ihre Gesundheit direkt mitverantwortlich. Am besten kommen sie dieser Verantwortung nach, indem sie einen guten Umgang fördern und den einzelenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erklären, warum sie welche Aufgabe haben.
Dazu ist sicherlich sehr hilfreich, möglichst viel darüber zu wissen, wie Menschen "ticken". Für den Anfang reicht vielleicht aber, sich bewusst zu machen, worum es geht, wenn wir Meetings einberufen, Projekte leiten, Telefonate führen, Excel-Listen befüllen oder Budgets aufstellen: Es geht immer um Menschen. Und darum, unserem Handeln einen echten Sinn zu geben.
/1/ Managermagazin: Mein Chef. Mein Coach. Mein Therapeut? Psychologisierung von Führung (Januar 2014) (Ich würde mir die 5 € sparen.)
/2/ Odgers & Berndtson: Manager-Barometer 2013
/3/ Die Zeit (Bund, Heuser, Kunze): Generation Y: Wollen die auch arbeiten? (November 2013)
/4/ Managermagazin: Psychopathen machen leicht Karriere (September 2013)
Das Magazin 'Managerseminare' fragte neulich Personalfachleute „wie viel Psychologisierung Unternehmen vertragen“. Die Experten waren sich einig: Um Menschen gut zu führen, ist psychologisches Wissen mindestens hilfreich, wenn nicht gar notwendig. Wie banal, dachte ich. Der Zweck von Führung ist doch, Menschen und Prozesse so zu organisieren, dass sie dauerhaft erfolgreich Werte schaffen. Wie soll das anders gehen, als auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen - inklusive deren Psyche? Außerdem: In vielen Bereichen sehen wir seit langem, dass Psychologie aus gutem Grund angewendet wird: Werbung, Verkauf, Sport. Warum sollten wir ausgerechnet dort darauf verzichten, wo es besonders naheliegend ist: Bei der Führung von Menschen?
Alltag im Kindergarten
Andererseits sieht der Alltag eben doch häufig anders aus: Wer kennt keine/n Fachmann bzw. -frau, der oder die vielleicht sogar gänzlich unvorbereitet in Führungspositionen gekommen ist, um sich dann mehr oder weniger erfolgreich an der zwischenmenschlichen Diplomatie abzuarbeiten? Wer hatte noch nicht mit einem Vorgesetzten oder Kollegen zu tun, der stets mit der Brechstange das zu erreichen versuchte, was er haben wollte? Welcher Projektmanager kennt nicht die Kindergarten-Streitereien, die irgendwann in jedem Projekt auftauchen? Und Hand aufs Herz: Arbeiten wir selbst nicht gelegentlich mit Sandkasten-Methoden? Was wissen wir darüber, wie wir "ticken", geschweige denn unsere Mitmenschen, Kollegen, Mitarbeiter und Vorgesetzten. Angewandtes psychologisches Wissen? Naja.
Von einer "Psychologisierung der Unternehmen" sind wir also noch weit entfernt, was ja auch die vielen arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen vermuten lassen. Es ist aber gar nicht notwendig, in die häßlichen Niederungen sich ausbreitender Volkskrankheiten hinabzusteigen, um Belege hierfür zu finden. Auch vermeintlich unscheinbare Entwicklungen reichen aus, wie z.B. die Tatsache, dass immer weniger Menschen bereit sind, Führungsverantwortung zu übernehmen und entsprechende Karrierewege einzuschlagen. Zur großen Verwunderung vieler alarmierter Unternehmen funktioniert das Motivationsmittel Status, Macht und Geld nicht mehr wie früher. Was ist nur los?
Kein Zweifel, Personalmanager und Führungskräfte haben heutzutage schwierige Aufgaben: Fachpersonal finden, das zum Unternehmen passt, oder eben Mitarbeiter dazu bewegen, (Führungs-) Verantwortung zu übernehmen, innovativ zu sein, Leistung zu bringen und: gesund zu bleiben. Immerhin finden Unternehmen sehr langsam zwar, aber immerhin strukturelle Antworten auf manch eine offene Frage: Flexible Arbeitszeitregelungen, Kinderbetreuung, Fachlaufbahnen etc. Doch so begrüßenswert und notwendig diese Angebote sind, sie zielen lediglich auf die Rahmenbedingungen, berühren aber nicht den Kern der Unternehmung: Den (Führungs-) Alltag und das alltägliche Miteinander.
Menschen machen Sinn
Dieses alltägliche Miteinander wird allein von unseren grundsätzlichen Haltungen geprägt. Vor lauter Wettbewerb, Handlungs- und Leistungsdruck, Hierarchie-, Struktur- und Prozessdenke gerät hier oft das Wesentliche aus dem Blick: Unternehmen sind für Menschen da. Menschen produzieren für Menschen. Und sie tun dies mit Menschen. In erster Linie ist unternehmerisches Handeln deshalb vornehmlich: menschliches Handeln. Menschen, ihre Aktionen und Interaktionen ist der Betrachtungsgegenstand der Psychologie: Was bewegt Menschen dazu, das zu fühlen, zu denken und zu tun, was sie eben fühlen, denken und tun? Was sind ihre Motive?
Eine der wichtigsten Antworten lautet: Menschen sind Sinnsucher. Erst, wenn wir einen für uns gewichtigen emotionalen oder vernünftigen Grund haben, sind wir bereit, aktiv zu werden und Leistung zu bringen. Je sinnvoller uns etwas erscheint, desto mehr hängen wir uns rein - und umgekehrt. Wie viel Psychologisierung vertragen also Unternehmen? Vor allem in Zeiten des stetig steigenden Wettbewerbs wirkt die Frage skurril. Ist nicht vielmehr die Frage angebracht, ob wir wirklich glauben weiterhin mit so wenig Psychologie auskommen zu können?
Unternehmenszweck Mensch
So wie sich Sportler heutzutage ganz selbstverständlich psychologischer Hilfen bedienen, sollte jeder Mensch möglichst früh mit praktischen Grundkenntnisse auf diesem Gebiet ausgestattet sein. Mindestens aber natürlich Führungskräfte. Ihre explizite Aufgabe ist schließlich, den Unternehmenserfolg - nachhaltig - sicherzustellen, indem sie die Rahmenbedingungen entsprechend gestalten. Damit sind sie auch auch für die dauerhafte Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter, ihr Wohlergehen und ihre Gesundheit direkt mitverantwortlich. Am besten kommen sie dieser Verantwortung nach, indem sie einen guten Umgang fördern und den einzelenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erklären, warum sie welche Aufgabe haben.
Dazu ist sicherlich sehr hilfreich, möglichst viel darüber zu wissen, wie Menschen "ticken". Für den Anfang reicht vielleicht aber, sich bewusst zu machen, worum es geht, wenn wir Meetings einberufen, Projekte leiten, Telefonate führen, Excel-Listen befüllen oder Budgets aufstellen: Es geht immer um Menschen. Und darum, unserem Handeln einen echten Sinn zu geben.
Literatur
/1/ Managermagazin: Mein Chef. Mein Coach. Mein Therapeut? Psychologisierung von Führung (Januar 2014) (Ich würde mir die 5 € sparen.)
/2/ Odgers & Berndtson: Manager-Barometer 2013
/3/ Die Zeit (Bund, Heuser, Kunze): Generation Y: Wollen die auch arbeiten? (November 2013)
/4/ Managermagazin: Psychopathen machen leicht Karriere (September 2013)